ATLAS

TRÄGER DES HIMMELS

Atlanten sind, nach ihrem Namensgeber Atlas, kraftvolle männliche Gestalten, die an Stelle eines Pfeilers oder einer Säule ein Gebälk stützen. Atlas, die Figur aus der griechischen Mythologie, ist bekannt als Schützer der Säulen des Himmelsgewölbes und Träger des Himmels. Diese Aufgabe war ihm vom Göttervater Zeus auferlegt auch als Strafe für die Teilnahme am Kampf der Titanen gegen Zeus. Das Mittelalter übernahm die Figur kosmologisch als Himmelträger, christianisiert als schwere Last tragenden Büßer.
Helmut Berka lehnt sich an die griechische (und römische) Mythologie an und betitelt seine Bilder nach Gestalten, die allesamt etwas gemeinsam haben: Sie leiden. Die Frage nach dem Warum steht hierbei nicht im Vordergrund, ob schuldig oder unschuldig in das Leid geraten, sondern die Tatsache an sich. Bei Helmut Berka steht der Aspekt des „Leidens" im Vordergrund. Die Gestalten tragen eine schwere Last wie Atlas, leiden „Tantalusqualen", büßen, werden gefoltert, an Leib und Seele gequält wie Prometheus, dem die Leber abgefressen wird, sind eingesperrt wie der im Labyrinth gefangene Minotaurus, stürzen ab wie Ikarus oder werden ihrer Freiheit beraubt und zur nicht endenden „Sisyphos"- Arbeit gezwungen.
Es sind allesamt Grenzerfahrungen, die diesen Göttergestalten, Titanen und Heroen widerfahren oder sie sind selbst eine Grenzgestalt wie der doppelköpfige Janus, der zugleich zurück und nach vorne blickt, oder wie Charon, der Totenfährmann. Da die Mythen aber als Urbilder und Gleichnisse menschlichen Verhaltens verstanden werden können, sind sie zeitlos aktuell. Antike Stoffe und Gestalten begegnen uns deshalb nicht nur immer wieder als Teil unseres kulturellen Erbes, sondern sie geben auch der zeitgenössischen Kunst stets neue Anregungen und sind leider erschreckend alltäglich.

 

Der vollständige Text von Anita Philipper >

MYTHOS

'Präsentation' antiker Mythen in einer mythologischen Atlanten-Serie

 

Betrachtung unter Vorbehalt - Vorbehalt des Betrachtens

 

Wer als Nicht-Künstler und auch Nicht-Kunstwissenschaftler über Kunst schreibt, verhält sich zu seinem Gegenstand wie ein Mythen-Darsteller oder Mythen-Erzähler zum Mythos: Er weiß, dass jedes verwendete Wort sich gleichsam von vornherein 'auf der anderen Seite' befindet, die es ihm verwehrt, sich seinem Gegenstand anzunähern. Damit ist nicht das Sprechen von Kunst gemeint, das ich für unproblematisch halte, soweit der Wechsel des Ausdrucksmediums und der mit ihm verbundenen Ausdrucksfunktion bewusst bleibt - in der Kunst die des Samples oder des Labels, in der Sprache (primär) die der Verständigung. Sondern die Rede von einer dem Mythos gegenüberliegenden Seite meint ein fundamentales Zu-kurz-Greifen des am Bilde Wahrnehmbaren gegenüber der vom Bilde visierten Thematik.

 

Denn der Mythos verweigert sich 'Raum' und 'Zeit' als den reinen Formen der Anschauung, wie er sich auch der Kategorie der Kausalität entzieht: Er ist an sich eigentlich gar nicht wahrnehmbar. Er wirkt als pure, immerwährende Gegenwart; er erklärt Phänomene der Welt im Sinne eines individuellen Willensakts (z. B. von Göttern), der als freier Akt keiner weiteren Erklärung mehr fähig oder auch nur bedürftig ist.

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Galerie

Atlanten

BIOGRAFIE

Helmut Berka wurde 1950 in Herten geboren. Von 1974-79 absolvierte er ein Studium in den Fachrichtungen Kunst und Deutsch an der Universität – Gesamthochschule in Essen. Von 1981 bis 2008 Lehrer für Kunst und Deutsch. Seit 2009 freischaffend tätig.

 

In den Jahren 1982, 1984 und 1985 wurden seine drei Töchter geboren. Von 1978 bis 1996 unterrichtete er als Dozent an Volkshochschulen.


Von 1989 bis 1995 gehörte er der GMDF (Gesellschaft für monolithisches Denken und Forschen) an; Veröffentlichung von gemeinsamen Schriften und Teilnahme und Planung von Gruppenveranstaltungen. In der Zeit von 1992 bis 1997 war er Mitarbeiter der Projektgalerie Lygnaß, deren Mitbegründer er war.


Seit 1994 Zusammenarbeit mit An Hard und Ausstellungen unter dem Künstlernamen: An-Mut. Im Jahre 1998 Mitbegründer und bis 2005 Mitglied der Künstler-Projektgruppe Weisszeit.
Seit 2000 regelmäßige Teilnahme an LandArt Ausstellungen.


Helmut Berka arbeitet seit 1976 vorwiegend mit Öl, Acryl und Mischtechniken und stellt seit dieser Zeit in Einzel- und Gruppenausstellungen u.a. aus in:
Herten, Bielefeld, Krefeld, Bochum, Recklinghausen, Herne, Wanne-Eickel, Hamburg, Reutlingen, Lüchow, Mansie (Oldenburg), Kultur.Gut Winkhausen (Paderborn), Schloss Lüntenbeck (Wuppertal), Ennepetal.



Technik

Die Arbeiten sind alle auf der Basis der Ölmalerei entstanden. Die Themen und Motive sind zunächst mit Ölfarbe (Pinsel und Spachtel) auf der Leinwand gestaltet und in diesem Stadium des Arbeitsprozesses „fertig". Jetzt müssen die Farben etwas antrocknen (in der Regel zwei Tage, obwohl die unterschiedlichen Farben auch unterschiedlich schnell bzw. langsam antrocknen – z.B. trocknet Ultramarinblau schneller als Krapplackrot), bevor der nächste Arbeitsabschnitt beginnen kann. Über diese Ergebnisse ziehe ich dann mit dem Pinsel und dem Spachtel breiig angerührten Füllspachtel der in kürzester Zeit antrocknet (ein paar Stunden). Das ursprüngliche Werk ist jetzt unter einer durchgängig weißen, reliefartig strukturierten Fläche verborgen und befindet sich im zweiten Stadium.

 

Nun beginnt der letzte und entscheidende Schaffensprozess: Mit dem Schwingschleifer wird zunächst die gesamte Oberfläche bearbeitet; mit einer SchleifMouse werden schließlich Details und filigrane Bereiche betont bzw. wird das ursprüngliche Motiv wieder herausgeholt und erneut ins Bewusstsein, in die Wahrnehmung gerückt.

 

In dieser Phase der Gestaltung spielen aleatorische Momente eine große Rolle, denn die jeweiligen Antrocknungsmomente entscheiden mit über die Dynamik der Vorgehensweise; getrocknete Farbwerte oder noch feuchte Bereiche ergeben abblätternde oder schlierende Resultate, hier gilt es direkt zu reagieren, einzuarbeiten, zu verarbeiten, zu gestalten und immer im Blick auf den synkretistischen Zusammenhang. Hier sind ständig neue Entscheidungen zu treffen, getroffene Entscheidungen sind zu hinterfragen, bis das Bild das letztendliche „fertige" Stadium erreicht hat.

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